Ich nenne es “das deutsche Rätsel”. Es beschreibt dieses merkwürdige Ungleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Konzentration und Fahrlässigkeit, zwischen Kreativität und Schablone, zwischen der manchmal überragenden Mannschaft Deutschland und ihren Einzelspielern, die nur in schlechten Momenten der Gruppe mit ihren Fähigkeiten so wirklich herausstechen; letztlich gipfelnd in der Lücke zwischen dem Anspruch, mit dem besten Team seit 1972 Titel zu holen und der Realität, dass genau diese Generation zuletzt immer daran gescheitert ist. Seine Mystik erlangt dieses Rätsel aus der Tatsache, dass Nuancen den Unterschied zwischen den Extremen ausmachen, das Ungleichgewicht herstellen. Weder fehlende Führungsspieler noch Tischtennisplatten auf Berggipfeln oder gar die Inbrunst beim (Nicht-)Singen der Nationalhymne schieben die Gewichte zwischen den Polen auf die eine oder andere Seite. Es sind diffuse Strömungen, kaum zu fassen und zu benennen, die von Zeit zu Zeit die Deutschen erfassen und sie lenken. Sicher ist: diese Mannschaft wird immer neu begeistern und das Rätsel vielleicht vergessen machen. Es ist aber zumindest im Bereich des Möglichen, dass es sich ebenso unvermittelt wieder zeigt. Nur der warme Mantel eines Titels könnte es zufriedenstellend überdecken. Ich möchte eigentlich nicht Jogi Löw sein.